Sonne....
Je mehr wir uns dem Westen näherten, umso lockerer wurde die Wolkendecke. Bei Vevey wechselten wir auf die N9 Richtung St. Maurice. Nach dem Knie von Martigny zeigte sich die Sonne immer mehr. In Vétroz gabs ein kurzer Halt. Wir bewunderten einen Williamsbirnengarten, wo die aromatischen Früchte direkt in die Flaschen wachsen und dieselben dann mit dem bekannten Williams aufgefüllt werden. Kaum hatten wir die Fahrt fortgesetzt, machte uns Franz aufmerksam, er werde demnächst jemand begrüssen. Als das Dreiklanghorn hupte, winkte uns schon eine nette Dame aus einem Fenster. Wer war das wohl?, Ja eine alte Freundin!!
Vorbei gings durch riesige Obst- & Weinkulturen. Von weit her grüssten uns schon die beiden Wahrzeichen von Sion, Valère & Tourbillon. In St. Lèonard gabs die erste Besichtigung. Nein, nein noch keine Weinkellerei! Der Besuch galt dem grössten unterirdischen See in Europa. Ein wahres Naturwunder durften wir während der Fahrt mit dem Gondoliéri erleben. Am hinteren Ende des 300 m langen Sees befindet sich ein richtiges Felssturzgebiet und dahinter verbirgt sich ein noch ca. 5 mal grösserer See. Dieser Teil ist aber für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Die klimatischen Verhältnisse bleiben das ganze Jahr über konstant, die Wassertemperatur beträgt 11° und die Luft 15°. Erstaunlich die vielen Gesteinsarten auf kleinem Raum, vom gewöhnlichen Kalk über Granit & Gneis bis zum reinen Marmor. Das klare Wasser gibt die Sicht zum Teil bis auf den Grund frei. Die vielen, bis 4 Kilo! schweren Forellen konnte man fast von Hand anfassen. Nun machte sich der Hunger langsam bemerkbar. Nach einem kurzen Marsch nahmen wir Platz im romantischen Restaurant 13 Etoile wo ein feines Mittagessen serviert wurde. Sogar die musikalische Unterhaltung fehlte nicht. War sie es, oder war sie es nicht? Doch es war sie, die nette Dame die uns aus dem Fenster zugewinkt hatte. Übrigens eine Skilehrerin, die etliche Sinser, speziell Reussegger gut kennt. Sie erzählte uns einiges Wissenswertes über das Wallis. Auch in Sachen flüssiger Sonne kennt sie sich bestens aus.
Wein....
Nach dem Dessert ging die Fahrt durch herrliche Rebgebiete weiter zu unserem nächsten Ziel Salgesch. Dieses bekannte Weindorf ist geprägt von den diversen Weinkellern mit dem Namen Mathier. Im renommierten Weingut Franz-Josef Mathier erlebten wir ca. 3 Stunden pure Weinkunde. Zuerst erläuterte uns der Pàtron einiges über die Geschichte vom Walliser Rebbau. Das Wallis ist ja eines der ältesten Weinbaugebiete der Schweiz. Die gesamte Anbaufläche ist heute genau registriert und es dürfen pro m2 max. 1,4 Kg Trauben geerntet werden. Die strenge Qualitätsanforderung beginnt bereits schon beim Anliefern des Traubengutes. Nach ziemlich langer, trockener Materie besichtigten wir die neuzeitliche Keltereianlage. Der Wein wird heute praktisch nur noch in Stahl-& Betonbehältern gelagert. Die paar wenigen wunderbaren Eichenfässer sind Geburtstags- oder Hochzeitsgeschenke und haben fast nur noch symbolischen Charakter. Nach dem wir einiges erfahren haben über die harte Arbeit der Weinbauern, nahmen wir Platz im Degustationsraum. Als erster wurde ein Fendant serviert. Auch dieser „gewöhnliche“ Walliser wird heute strengen Kontrollen unterzogen, damit er unter diesem Namen vermarktet werden kann. Es folgten darauf einige bekannte Sorten, wie Johannisberg, Dôle bis zum sehr „langen“ Höllenwein mit seiner ausgeprägten Farbe. Ja es gäbe ein ganzes Buch zu schreiben über das, was wir in dieser relativ kurzen Zeit mit allen unseren Sinnesorganen aufnehmen konnten. Nachdem wir einige Karton Rebensaft im Car verstaut hatten, drehte Franz eine Zusatzrunde durch die herrlichen Weinberge nach Varen, einem schmucken Walliserdorf. Dann gings wieder in die Ebene nach Susten und bei Turtmann zweigten wir ab über Eischoll um unser Ziel Unterbäch zu erreichen.
Gepflegter Service....
Sehr herzlich begrüsste uns Mirjam Dirren, die charmante Wirtin vom Alpenhof. Dieses bekannte Hotel, inmitten eines herrlichen Wander- & Skigebietes ist schon seit Jahren für viele Sinser ein Begriff. Wir bezogen die grosszügigen Zimmer oder Wohnungen eines davon mit Hexenbegrüssung (die betroffenen wissen warum!). Ein feudales 5-Gang-Menü erwartete uns im hübsch dekorierten Speisesaal. Selbst die Menükarte war mit einem Bild der Spigrü gedruckt. Wenn so eine kulinarische Bruderschaft auf Reisen geht, dann soll auch das Essen dementsprechend im Vordergrund stehen. Angefangen mit einer rassigen Morchelcrèmesuppe über feinen Salat, zartem Kaninchenfilet, pikantem Kalbssteak mit vielen Beilagen bis zur Schokoladenschnitte war alles hervorragen. Die eine fehlende Kartoffel werden wir dem Küchenchef verzeihen. Nach einem gemütlichen Abend gingen die meisten noch fast vor Mitternacht ins Bett, denn ein strenger Tag wartete am Samstag auf uns.
Schneebedeckte Alpengipfel und ein fast wolkenloser Himmel begrüsste uns am nächsten Morgen. Um 08.00h packten wir wieder so richtig zu beim Morgenbüffet. Genau nach Programm um 09.15h fuhren wir Richtung Visp. Pünktlichkeit hat übrigens nebst dem Kulinarischen oberste Priorität in der Spigrü. Vor dem Aufstieg nach Visperterminen nochmals ein Blick ins westliche und östliche Rhonetal. Halbwegs zu den höchstgelegenen Rebbergen Europas gabs wieder ein längerer Aufenthalt. Der Besuch galt der bekannten St. Jodernkellerei. Am Steilhang wurde das Gelände effizient ausgenutzt, sodass die Kellerei teilweise direkt im Fels ist. Auch hier verweilten wir einige Zeit in weinseliger Atmosphäre. Im Gegensatz zu Salgesch hat es hier sehr kleine, zum Teil nur ein paar Quadratmeter grosse Rebparzellen. Zirka 100 Weinbauern, die den Rebbau nur nebenbei betreiben, bringen hier das Traubengut zum Keltern. Auch hier gelten sehr strenge Qualitätskontrollen. Die Reben, die z.T. bis auf 1300m ü M. angepflanzt werden, profitieren von der überdurchschnittlichen Sonnenscheindauer, das dem Wein dann schlussendlich einen sehr hohen Oechslegrad gibt. Nach der Besichtigung des sehr gepflegten Kellers, der übrigens eine Lagerkapazität von 400`000l aufweist, begaben wir uns in die heimelige Weinstube. Hier wurden uns einige köstliche Weine aus der Region vorgestellt. Angefangen beim Fendant vom Vispertal über den Müller-Thurgau (besser bekannt als Riesling x Sylvaner), bis zum berühmten Heidawein. Gerne hätten wir uns noch länger über das Thema Wein unterhalten, aber die Zeit drängte. Wir verabschiedeten uns vom versierten Kellermeister, dem übrigens letztes Jahr in Italien den goldenen Weinorden verliehen wurde. Die Fahrt ging weiter nach Visperterminen.
Von dort kurvte uns Franz durch viele enge Kehren nach der Alp Giw.
Raclette....
Hier erwartete uns der Hüttenwart zu währschaftem Walliser Raclette. Dazu genossen wir den fruchtigen Heidawein dessen Bukett uns noch im Gaumen lag. Fast unglaublich aber wahr, dass wir diese typischen Spezialitäten auf 2000m Höhe draussen auf der Terasse bei wahrem Bilderbuchwetter geniessen konnten. Dementsprechend war auch der Appetit !! Umkränzt von unzähligen, verschneiten Berggipfeln schnupperten wir gesunde Alpenluft. Nach der 5. oder 6. Portion gingen wir auf eine Wanderung zum Gebidem-Alpsee. Dort oben öffnet sich ein riesiges Hochplateau, von wo man viele mehrstündige Wanderungen unternehmen kann. Am liebsten wären wie noch weiter marschiert, aber den Rückweg mussten wir ja auch noch bewältigen. Ein verdienter Kaffee-Giw wartete dann an unserem Ausgangspunkt. Wir trafen dabei eine Gruppe urchiger Walliser Bergarbeiter an, die den Feierabend genossen. Einer fiel uns besonders auf, er brauchte nach dem Aufstehen fast die ganze Strasse. Als er dann am Steuer seines 4-Achstransportes sass, schien alles wieder in Ordnung zu sein, denn er konnte ja sitzen beim Fahren.
Auch wir mussten leider Abschied nehmen von diesem imposanten Alpenpanorama. Den Heimweg machten wir, dem herrlichen Wetter zu liebe, bewusst auf Umwegen. Die Route führte von Visp nach Stalden, dann hinauf nach Törbel, dem bekannten Feriendorf mit den blumengeschmückten Häusern. Einigen wurde es fast zu heiss einen Blick in den gähnenden Abgrund zu werfen. Etwas eng wurde es dann Richtung Moosalp, aber das war kein Problem für unseren tollen Chauffeur. Ein herrlicher Tagesausflug nahm allzufrüh ein Ende nachdem wir etwas müde aber gut gelaunt im Alpenhof ankamen. Auch am zweiten Abend genossen wir ein feines Nachtessen. Der Jahreszeit entsprechend gabs als Hauptspeise sehr zarten Rehpfeffer mit diversen Beilagen. Nach einem erlebnisreichen Tag und einem gemütlichen Abend genossen wir die Nachtruhe.
Wallis ade....
Am Sonntagmorgen nahmen einige Frühaufsteher von der „Hexenwohnung“ einen Marsch Richtung Brandalp unter die Füsse. Es war zwar etwas kalt aber wieder traumhaft schönes Wetter. Um halb neun Uhr tankten wir nochmals so richtig auf beim Morgenbuffet. Anschliessend hiess es Koffer packen und bereit machen. Sehr herzlich verabschiedeten wir uns bei der Gastgeberin und dem AH-Team. Pünktlich nach Programm starteten wir über Visp Richtung Goms. Während der gemütlichen Fahrt genossen wir die herrliche Gegend des Oberwallis. Nach dem Aufstieg Richtung Furka sahen wir einige Baustellen der alten Furkabahnstrecke, die bekanntlich in tausenden von Frondienststunden wieder flott gemacht wird. Beim Rhonegletscher, der jedes Jahr leider immer kleiner wird, gabs ein kurzer Halt. Noch einmal grüssten uns die 4000er, ja sogar die Matterhornspitze war wolkenfrei. Nach der Passhöhe Richtung Realp wurde die Schneedecke immer höher. Wir fühlten uns tatsächlich in einer richtigen Winterlandschaft. Aber auch die zunehmend leichte Bewölkung zeigte uns an, dass wir uns wieder auf der Alkpennordseite befanden. Das Hotel Aurora neben der Talstation der Gemsstockbseilbahn war unser letzer Etappenort. Nach einem guten Mittagessen nahmen wir dann schlussendlich die letzten Kilometer unter die Räder. Via Altdorf, Brunnen kamen wir alle wohlauf zu Hause an.
Die vielen Dankesworte an die Mitglieder des Vorstandes, die die Reise an Ort und Stelle bis aufs letzte Dètail rekognoszierten, aber auch an den sicheren Chauffeur, der bald kein Lenkrad mehr hatte (wegen der vielen Kurven !), war für uns ein sicheres Zeichen, dass wir das richtige Ziel gewählt haben.
An unserer nächsten Zusammenkunft im Oktober werden wohl wieder einige Erinnerungen aufgefrischt und schon bald wieder Gedanken gemacht für die nächste Reise.
Wein trinken kann jeder, ihn jedoch erleben:
Dazu braucht es Köpfchen, Gefühl,
Herz und Gemüt, Humor und Vernunft,
und ein vaterunserlang echte Andacht.
Ihn zu erleben braucht es auch Menschen.
Wein ist das Gegenteil von Einsamkeit.
Er zählt zur Familie, er liebt Freunde,
er freut sich auf Gäste, er feiert Feste !
Der Aktuar: Klaus Konrad